Pellets: Kleine Körner voller Energie

Pellets: Kleine Körner voller Energie

Wie konnte es zu der Pleite kommen? Offiziell begründet das Unternehmen die wirtschaftlichen Probleme mit dem Verfall des Ölpreises, der sich auch auf den Pelletmarkt auswirke. Auch hätten die letzten zwei warmen Winter die Umsätze gedrückt. Doch Marktbeobachter und Wirtschaftsjournalisten sehen vor allem das Management in der Verantwortung, das die gesammelten Millionen aus den Bonds nicht der Pellet-Produktion zuführte. Stattdessen wurde das Geld in andere Projekte investiert – und war damit nicht nur rechtlich unwiderruflich zweckentfremdet, sondern auch bereits nahezu verloren. Warum haben die beteiligten Banken, die Börse und Berater dies nicht gemerkt? Schon zu diesem Zeitpunkt zeigte eine Bilanzanalyse, dass das Unternehmen nicht genügend Kapital erwirtschaften konnte – und das unabhängig von der Pellet-Produktion.

Die Insolvenz musste angemeldet werden, weil die Anleihen nicht mehr bedient werden konnten. Presse und Investoren erfuhren nur häppchenweise von den Problemen, die Kapitalmarktkommunikation glich einem Versteckspiel. Durch die zunehmenden Zweifel der Investoren kippte der Kurs – und das Vertrauen. Seither kamen immer neue dubiose Informationen zum Vorschein, etwa, dass die Eigentümerfamilie sich jüngst 4,5 Millionen Euro Privatkredit aus der Firma genehmigt hatte, die Insolvenzverwalterin dagegen nur 5.000 Euro in der Kasse vorfand.

Totalverlust statt Transparenz

Kontrolliert wurde das Unternehmen von einem Wirtschaftsprüfer, gegen den seit März die Staatsanwaltschaft ermittelt. Bis zuletzt hatte die German Pellets GmbH weder einen Beirat noch einen Betriebsrat. In den vergangenen Jahren gab es für German-Pellets-Chef Peter Leibold immer wieder Ärger vor Gericht: Mit dem Mitgeschäftsführer der Genussrechtsgesellschaft, mit Banken, Partnern in Übersee, dem von ihm mitgegründeten Pellet-Verband und mit der Schweriner Staatsanwaltschaft wegen möglichem Subventionsbetrug.

Das Unternehmen setzte mit Hilfe der Anleihen auf aggressives Wachstum, investierte in den USA und erschloss sich zahlreiche neue Absatzwege. 2013 verzeichnete der zum Konzern gewachsene Mittelständler 600 Millionen Euro Umsatz. Davon sollen jedoch 100 Millionen nur Innenumsätze gewesen sein und dürfen damit nicht als solche gemeldet werden.

Seit einigen Jahren sind Anleihen in Verruf geraten, da sie vielfach wegen Firmenpleiten ausfielen. Zwar prüfte die Wertpapieraufsicht Bafin die Geschäfte von German Pellets mit Bonds auf ihre Vollständigkeit, nicht aber auf ihren Inhalt. Noch im November 2015 sammelte Firmenchef Leibold weiter Geld – bis seine Glückssträhne im Januar 2016 riss und die Bonds einbrachen. Mitte des Monats standen sie nur noch bei 25 Prozent ihres Nennwerts. Ein untrügliches Zeichen einer bevorstehenden Insolvenz. Den Anlegern droht nun ein Totalverlust. Wie die meisten Mittelstands-Anleihen sind auch diese für den Pellets-Hersteller nicht besichert.

Anleihen dienen oft der Schulden-Umschichtung

Dabei galt German Pellets als Hoffnungsträger am Markt für Mittelstandsanleihen. Der führende deutsche Hersteller für Holzpellets war ein Vorzeigeemittent, der regelmäßig Zinsen zahlte und lange für starkes Wachstum stand. Im Februar räumte das Unternehmen nun ein, dass es Anleiheschulden nicht mehr zurückzahlen könne. Anlegern muss klar sein, dass Anleihen von Unternehmen meist zur Finanzierung kurz- und mittelfristiger Verbindlichkeiten genutzt werden, um so ihre Finanzierungs- und Kapitalstruktur zu bedienen. Im Gegensatz zu Bankkrediten müssen Unternehmen aber keine Sicherheiten vorweisen, um Anleihen auszugeben.

Eine Alternative dazu finden Anleger im Crowdlending oder Crowdinvesting. Eine Gemeinschaft von Kapitalgebern („Crowd“) wird dabei zu einem Kapitalgeber, wobei jeder Anleger auf ein Treuhandkonto einzahlt. Erst wenn die anvisierte Finanzierungssumme zusammengekommen ist, erhält das Unternehmen das Geld für seine konkreten Projekte. Die Finanzierungsstruktur ist dabei transparent.

Pellets bleiben klimaneutrale Energieträger

Doch zurück zu den Pellets: Die können durchaus rentabel sein und schneiden vor allem ökologisch deutlich besser ab als z.B. Heizöl. Sie gelten als die moderne Form von Holz: Um Pellets herzustellen, presst man Holzspäne aus Sägemehl, Holzabfällen oder Stammholz unter hohem Druck zu kleinen Stäbchen. Diese lassen sich dann in Heizungen, Biomassekraftwerken oder Kaminöfen verbrennen. Dabei haben sie eine höhere Wärme-Effizienz als Holzscheite. Wer sich eine Pellet-Heizung anschafft, bekommt in Deutschland einen Zuschuss von mindestens 3.000 Euro. Die Bundesregierung fördert damit die klimafreundliche Wärmeerzeugung, denn bei der Verbrennung von Holzpellets entsteht nur so viel Kohlendioxid (CO2), wie die Bäume vorher gebunden haben.

Kein Wunder also, dass das Effizienz-liebende Deutschland sich auch zu den Pellet-Weltmeistern zählen darf. Meist erwärmen die wenige Zentimeter großen Stäbchen Privathaushalte in speziellen Pelletheizungen. Für eine positive Zukunft von Pellets sprechen paradoxerweise auch die neuesten Entwicklungen bei der German Pellets Pleite, denn das Unternehmen hat gute Chancen, Käufer zu finden. Die Insolvenzverwalterin ist derzeit mit 30 Investoren in engeren Gesprächen, 130 hatten Interesse angemeldet.

Regionale Produktion ermöglicht mehr Nachhaltigkeit

Derzeit kommen in europäischen Pelletheizungen fast ausschließlich heimische Pellets zum Einsatz. Dadurch sinkt nicht nur die CO2-Bilanz für den Transport. Zusätzlich wird die regionale Wertschöpfung gestärkt, wenn Herstellung, Logistik und Verbrennung möglichst nah beieinander liegen. Mit Zertifikaten wie dem ENplus-Siegel garantieren deutsche Hersteller zudem eine hohe Qualität ihrer Pellets.

Anleger können also weiter in diese Form der erneuerbaren Energien investieren, wenn sie dabei auf Transparenz und Regionalität achten. Auf der Mittelstandsplattform unternehmerich.de kann man sein Geld derzeit in ein Pellet-Projekt im Allgäu per Crowdinvesting anlegen. Investoren können dabei doppelt profitieren, wenn sie selber eine Pelletheizung haben oder sich anschaffen, denn sie erhalten Ware aus dem mit ihrem Geld finanzierten Pellet-Kraftwerk zu Vorzugskonditionen. So erhält die „Crowd“ auch einen realen Bezug zu ihrer Geldanlage.

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